Seit 35 Jahren führen Stefan Jonas und Lutz Redmann erfolgreich ein Unternehmen für Sondermaschinenbau
Heute ist klar, dass die Entscheidung die richtige war: von Moabit nach Johannisthal umzuziehen. Damals, vor vier Jahren, gab es noch Bedenken, erzählt Stefan Jonas. Etwa ob die Mitarbeitenden aus dem Norden der Stadt einen weiteren Arbeitsweg in Kauf nehmen würden. Die meisten taten es und auch die übrigen Befürchtungen erwiesen sich als unzutreffend. Das Maschinenbau-Unternehmen Jonas & Redmann setzte seine Erfolgsgeschichte im Berliner Südosten fort.
Erst im Juli wurde die jüngste Erweiterung eingeweiht. Nun stehen 11.250 Quadratmeter Produktionsfläche und 5.150 Quadratmeter Büros zur Verfügung, an einem gemeinsamen Standort. „Die Mitarbeitenden sind nicht mehr an verschiedenen Orten verstreut, die Kommunikation ist viel besser“, sagt Jonas.
440 sind es derzeit, ihr Job ist der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt, obwohl das Unternehmen eine Branchengröße ist. „Wir sind Berlins größter Sondermaschinenbauer“, sagt Lutz Redmann, Co-Geschäftsführer neben Jonas.
Vor 35 Jahren haben die beiden Ingenieure, die sich bereits seit Kindertagen kennen, das Unternehmen gegründet. Gemeinsam mit ihrem Team entwerfen und bauen sie Produktionsstrecken für Medizinprodukte, etwa zur Fertigung von Dialysemembranen, sowie für Energietechnologien. Viele europäische Hersteller von Solarzellen entschieden sich für Jonas & Redmann, mittlerweile hat sich der Schwerpunkt zu Akkus und Brennstoffzellen verschoben.
Die Bauteile hierfür müssen präzise gefertigt und anschließend zusammengefügt werden – und das schnell und zuverlässig. „Wir konzipieren dementsprechend die Anlagen, nutzen unsere Erfahrung in Lasertechnik, Druckverfahren und thermischer Behandlung“, erläutert Redmann. Die Produktionslinien, in der Regel zehn bis zwanzig Meter lang, werden gemeinsam mit den Kunden optimiert, ehe sie montiert werden: in Europa, Asien, aber auch Nordamerika oder Mexiko. Mit fünf Niederlassungen weltweit sind die Wege zu Geschäftspartnern kurz und schnell.
Es ist ungewöhnlich, dass ein international ausgerichtetes Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von zuletzt 70 Millionen Euro von zwei Personen gleichberechtigt geführt wird. Zwei Menschen, die im Gespräch auffallend oft das Wort „wir“ verwenden, was – pardon – ein bisschen an ein Ehepaar erinnert. „Wir sind nicht immer einer Meinung“, sagt Redmann und Jonas lacht vielsagend. „Aber wir haben immer einen Konsens gefunden und entscheiden gemeinsam.“
Sie verbinden gemeinsame Werte: keine Maschinen zur Herstellung von Rüstungsgütern, stattdessen für den Schutz der Gesundheit, der Umwelt und für die Energiewende. Dazu eine flache Hierarchie im Unternehmen und ein Arbeitsumfeld, das motiviert. So haben Jonas und Redmann schon die gesamte Belegschaft auf Reisen eingeladen, beispielsweise nach Mallorca, auf eine Kreuzfahrt, vor zwei Jahren an den Fleesensee in Mecklenburg. „Ein verlängertes Wochenende mit sportlichen Wettkämpfen, das stärkt den Zusammenhalt“, sagt Jonas. Der hilft auch, um Fachkräfte zu halten. Hinzu kommen Weiterbildungen und ein Programm für Quereinsteigende, in dem beispielsweise Kenntnisse im Programmieren vermittelt werden.
So langsam wird außerdem die Nachfolge zum Thema. Noch drängt nichts, sagen die beiden Chefs, aber sie gehen es an. Es wird eine familiäre Lösung geben, denn: „Wir haben acht Kinder.“ Demnächst werden zwei von ihnen ins Unternehmen eingearbeitet. Zudem gibt es eine Managementebene mit jungen Mitarbeitenden um die 30, 40 Jahre, auf die sie sich verlassen können, sagt Redmann.
Wenn die Zeit gekommen ist, werden er und Jonas die richtige Entscheidung treffen. Gemeinsam.
Ralf Nestler für Adlershof Journal
Originalbeitrag: Gemeinsam entscheiden
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